Wie verändert Pflege im Alter die Partnerschaft?
Ein Beitrag von Pflege in Not in der aktuellen Broschüre für pflegende Angehörige, welche sie unter folgenden Link kostenfrei herunterladen können.
Die Pflege des Partners bzw. der Partnerin im Alter kann sich mitunter sehr tiefgreifend auf die Partnerschaft auswirken. Diese Auswirkungen können sowohl positive als auch stark herausfordernde Aspekte beinhalten und hängen oft von den individuellen Umständen ab. Positiv betrachtet kann die gemeinsame Pflege im Alter die Partnerschaft stärken. Sie ermöglicht es, enger zusammenzurücken und sich auf neue Weisen kennenzulernen und zu unterstützen. Die Partnerschaft kann unter Umständen auch an Intimität gewinnen. Allerdings kann es auch zu starken Herausforderungen und Überlastungen kommen. Mitunter passiert es, dass pflegende Angehörige die Verfehlungen aus der Vergangenheit durch die Übernahme der Pflege wieder gut machen möchten und sich dabei sehr aufopfern und über die Belastungsgrenze hinaus pflegen.
Neben dem stehen die Pflegenden oft vor Herausforderungen wie Schlafmangel, finanziellen Belastungen und der Bewältigung von stressigen Situationen. So kontaktierte uns bei der Beratungsstelle „Pflege in Not“ eine Frau und berichtete, die Versorgung des Mannes, welcher eine schwere Form von Demenz hat, nicht mehr gewährleisten zu können. Sie kann nicht mehr aufgrund von Erschöpfung und der jahrelangen Belastung. Hinzu kam, dass die eigenen Kinder sie jedoch immer wieder aufforderten, die ambulante Versorgung des Mannes/ Vaters weiterhin durchzuziehen, da es doch so viele Hilfsangebote gäbe und diese noch nicht ausgeschöpft seien. Dies führte nicht nur zu familiären Spannungen und Konflikten, sondern auch zu Spannungen und Erschöpfung innerhalb der Ehe der beiden. Insbesondere wenn die Belastung ungleich verteilt ist oder beide Partner*innen unterschiedliche Vorstellungen über die Art und den Umfang der Pflege haben, kann dies die Beziehung ungemein belasten.
Ein weiterer beeinflussender Faktor stellt die Rollenumkehr dar. Damit ist gemeint, wenn ein*e Partner*in zum Pflegebedürftigen wird und der andere zum Pflegenden, kann dies zu einem Machtgefälle in der Beziehung führen. Der pflegende Part muss möglicherweise Entscheidungen für den anderen treffen, was zu einem Verlust an Autonomie und Würde führen kann. Dies erfordert nicht nur ein enormes Einfühlungsvermögen und Respekt, um die Würde des pflegebedürftigen Menschen zu wahren. Es fordert den jeweils anderen ebenso dazu auf, die eigene Perspektive zu hinterfragen – was nicht immer gelingt. Eine pflegebedürftige Ehefrau wurde von ihrem Mann gepflegt und versorgt. Der Allgemeinzustand der Frau verschlechterte sich jedoch zunehmend und sie bat ihn darum, zusätzlich einen ambulanten Pflegedienst hinzuziehen. Der Ehemann lehnte dies strikt ab, weil er keine „fremden Menschen“ in der Wohnung haben wollte.
Hinzu kommt die soziale Isolation, da die Pflege zu Hause dazu führen kann, dass soziale Kontakte nicht mehr stattfinden und das Paar allgemein weniger Zeit für sich als Paar hat. Dies kann in einigen Fällen zu einer erlebten Einsamkeit führen, obwohl beide noch zusammen und gemeinsam in einem Haushalt leben. Manchmal ist dann der einzig verbliebende Wegbegleiter und Unterstützer das geliebte Haustier. Dabei ist es wichtig, an sozialen Kontakten und gemeinsamen Aktivitäten festzuhalten und diese zu fördern, da sie das Wohlbefinden ungemein fördern.
Die Pflege des Partners bzw. der Partnerin erfordert eine gute Selbstfürsorge und manchmal braucht es auch die Unterstützung von außen – Fachleute und das soziale Umfeld können helfen, die Pflege erfolgreich zu gestalten und die Herausforderungen so gering wie möglich zu halten. Eine offene und wertfreie Kommunikation trägt ebenfalls dazu bei, Missverständnisse zu vermeiden und den jeweils anderen in der neuen Rolle anzunehmen und zu verstehen. Die Partnerschaft kann von einer verstärkten Zusammenarbeit profitieren, da beide Partner gemeinsam Lösungen finden müssen.
Wenn es auch bei Ihnen in der Partnerschaft durch die Übernahme einer Pflegetätigkeit immer häufiger zu Spannungen, Konflikten und Streitereien kommt, dann rufen Sie uns gerne an. Wir unterstützen Sie individuell, kostenlos und auf Wunsch natürlich anonym!