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Burnout in der Pflege – ein unausgesprochenes Problem

In der Welt der Pflege sind Menschen oft die stillen Helden, die sich um das Wohl anderer kümmern – rund um die Uhr, unter enormem Druck und mit unermüdlichem Engagement. Doch trotz dieser bemerkenswerten Hingabe wird ein Thema immer drängender.

Burnout in der Pflege ist ein weit verbreitetes, aber häufig untererkanntes Problem, das zunehmend mehr Pflegekräfte betrifft. Die Kombination aus hoher emotionaler Belastung, körperlichem Stress und den Herausforderungen des Pflegealltags kann dazu führen, dass Pflegekräfte am Rande ihrer Belastbarkeit stehen.

Was ist Burnout in der Pflege?

Burnout beschreibt einen Zustand der körperlichen, emotionalen und geistigen Erschöpfung, die in Folge von chronischem Stress und Überlastung entsteht. Besonders in der Pflege sind die Anforderungen hoch: Patienten müssen betreut werden, pflegerische Aufgaben müssen erledigt werden, und das oft unter schwierigen Bedingungen und mit begrenzten Ressourcen. Die ständige Konfrontation mit Krankheit und Tod kann auf Dauer eine enorme emotionale Belastung darstellen.

Die Symptome von Burnout

Die Symptome von Burnout sind vielseitig und können von Pflegekräften in verschiedenen Formen erlebt werden. Häufige Anzeichen sind:

  • Emotionale Erschöpfung: Das Gefühl, keine Energie mehr für die Arbeit oder das Leben insgesamt zu haben.
  • Zynismus und Distanzierung: Pflegekräfte fühlen sich von den Pflegebedürftigen und ihren Kolleginnen entfremdet und verlieren das Gefühl der Empathie.
  • Verminderte Leistungsfähigkeit: Trotz harter Arbeit wird die eigene Leistung als unzureichend empfunden.
  • Physische Beschwerden: Rückenschmerzen, Kopfschmerzen und Schlafstörungen sind häufige Begleiterscheinungen von Burnout.

Warum sind Pflegekräfte besonders betroffen?

Beschäftigte in der Pflege arbeiten in einem Umfeld, das ständigem Druck, hohe Anforderungen und wenig Zeit für die eigene Regeneration mit sich bringt. Es sind oft Überstunden, Schichtarbeit und emotionale Belastungen, die sich im Laufe der Zeit summieren. Die Pflege ist ein Beruf, der viel Empathie und Fachlichkeit verlangt, doch die Anerkennung und Wertschätzung bleiben oft aus. Pflegekräfte fühlen sich häufig unsichtbar, ihre Bedürfnisse und Herausforderungen werden von der Gesellschaft oder den Institutionen nicht ausreichend anerkannt.

Die Folgen von Burnout

Wenn Burnout nicht erkannt oder nicht rechtzeitig behandelt wird, hat dies sowohl für die Pflegekräfte als auch für die Pflegebedürftigen schwerwiegende Konsequenzen. Pflegekräfte verlieren die Fähigkeit, ihre Arbeit mit der gewohnten Empathie und Professionalität auszuführen. Fehler und Unachtsamkeiten können zunehmen, was die Sicherheit der Pflegebedürftigen gefährdet. Außerdem können körperliche und psychische Erkrankungen die langfristige Arbeitsfähigkeit der Pflegekräfte beeinträchtigen.

Was muss getan werden?

Es braucht eine grundlegende Veränderung im Umgang mit den Belastungen des Pflegeberufs. Die Gesellschaft muss verstehen, dass Pflegekräfte nicht nur „Arbeiter“ sind, sondern Menschen, die sich für das Wohl der anderen kümmern. Institutionen sollten mehr Ressourcen bereitstellen, um die Arbeitsbedingungen zu verbessern und den Beschäftigten in der Pflege die nötige Unterstützung zu bieten.

  • Bessere Arbeitsbedingungen: Dies schließt eine gerechte Bezahlung, verlässliche Freizeit und eine Verbesserung der Personalsituation ein.
  • Mentale Gesundheit im Fokus: Das Thema psychische Gesundheit muss in der Pflegekultur verankert werden. Regelmäßige Supervision und Achtsamkeitstrainings können helfen, Pflegekräfte zu entlasten.
  • Wertschätzung zeigen: Anerkennung und Wertschätzung sind keine Nebensache, sondern ein elementarer Bestandteil der Mitarbeiterbindung und -motivation.
  • Fortbildung und Austausch: Pflegekräfte brauchen Raum, um sich fort- und weiterzubilden, aber auch um miteinander über ihre Erfahrungen zu sprechen. Ein Netz von Kollegen und Führungskräften, die ein offenes Ohr haben, ist von enormen Wert.

Burnout als Teil des Problems

Burnout in der Pflege ist kein individuelles Problem, sondern ein gesellschaftliches und systemisches. Es geht darum, die Arbeitsbedingungen in der Pflegebranche nachhaltig zu verbessern, den Pflegekräften die Unterstützung zu geben, die sie brauchen, und den Wert ihrer Arbeit endlich anzuerkennen. Nur so kann verhindert werden, dass immer mehr Pflegekräfte dem Druck nicht standhalten und die Qualität der Pflege leidet.

Jeder von uns kann einen Teil dazu beitragen, indem wir Beschäftigten in der Pflege den Respekt und die Wertschätzung entgegenbringen, die sie verdienen. Denn ohne sie würde unser Gesundheitswesen nicht funktionieren.

Unterstützung durch "Pflege in Not"

Die Berliner Beratungsstelle "Pflege in Not" bietet ein breites Spektrum an Hilfsangeboten für alle, die mit Gewalt in der Pflege konfrontiert sind. Ob pflegebedürftige Personen, pflegende Angehörige oder professionelle Pflegekräfte – hier finden Sie eine Anlaufstelle.

Angebote von "Pflege in Not":

  • Telefonische Beratung: Anonyme und vertrauliche Gespräche zur Klärung der Situation, zum Sortieren der Probleme und Besprechen möglicher Unterstützungsangebote.   
  • Persönliche Gespräche: Individuelle Beratungstermine vor Ort in Berlin.
  • Präventionsarbeit: Schulungen, Vorträge und Workshops zur Gewaltprävention in der Pflege.

Kontaktinformationen:

  • Telefon: (030) 69 59 89 89
  • E-Mail: pflege-in-not@dwbsm.de
  • Adresse: Bergmannstraße 44, 10961 Berlin

Sprechzeiten:

  • Montag, Mittwoch, Freitag: 10–12 Uhr
  • Dienstag: 14–16 Uhr
  • Donnerstag: 16–18 Uhr
  • und nach Vereinbarung

Ein Anrufbeantworter ist rund um die Uhr erreichbar.

Warum "Pflege in Not"?

Die Mitarbeiter:innen der Berliner Beratungsstelle kennen die Herausforderungen, zu pflegen oder gepflegt zu werden. Sie kennen aber auch die vielen guten Wege, diese Herausforderungen zu bewältigen und Krisen zu überwinden. Sie werden individuell, kostenlos und auf Wunsch natürlich anonym unterstützt!

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