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Gewaltprävention in der Pflege – Gemeinsam für eine respektvolle Pflege

Pflege ist ein anspruchsvolles und verantwortungsvolles Tätigkeitsfeld, das sowohl körperliche als auch emotionale Herausforderungen mit sich bringt. In stressigen Situationen kann es leider zu Konflikten und sogar zu Gewalt kommen. Umso wichtiger ist es, präventive Maßnahmen zu ergreifen und eine Kultur des Respekts und der Achtsamkeit zu fördern.

Formen von Gewalt in der Pflege

Gewalt in der Pflege kann auf verschiedene Arten vorkommen, darunter zum Beispiel:

  • Körperliche Gewalt: Anwendung von physischer Kraft, die zu Verletzungen führen kann.
  • Psychische Gewalt: Einschüchterung, Demütigung oder verbale Angriffe, die das seelische Wohlbefinden beeinträchtigen.
  • Vernachlässigung: Unterlassung notwendiger Pflegehandlungen oder emotionaler Zuwendung, die die Gesundheit der pflegebedürftigen Person gefährden.
  • Freiheitsentziehende Maßnahmen: Unzulässige Fixierungen, ruhigstellende Medikamente oder das Einsperren von Pflegebedürftigen.
  • Finanzieller Missbrauch: Geld bzw. Wertgegenstände entwenden oder auch ungerechtfertigt über Ausgaben entscheiden.
  • Sexualisierte Gewalt: Scham- oder Intimgrenze verletzen oder auch unerwünscht berühren.
  • Strukturelle Gewalt: starre und nicht an den Bedürfnissen der Pflegebedürftigen orientierte Tagesstruktur oder auch Personalmangel, der andere Gewaltformen begünstigt.

Gewalt kann sich auch subtil ausdrücken, z. B. durch Ignorieren der Bedürfnisse, Manipulation oder emotionale Erpressung. Diese Formen können besonders schwer zu erkennen sein, da sie oft schleichend auftreten.

Ursachen und Risikofaktoren

Die Entstehung von Gewalt in der Pflege kann auf verschiedene Faktoren zurückgeführt werden. Hier sind einige zentrale Ursachen:

  • Überlastung und Stress: Pflegekräfte und Angehörige stehen häufig unter großem Druck. Zeitmangel, hohe Arbeitsbelastung und emotionale Anforderungen können zu Überforderung führen.
  • Emotionale Belastung: Die Konfrontation mit Krankheit, Tod und Verlust kann psychisch belastend sein und Aggressionen auslösen.
  • Mangelnde Schulung: Fehlendes Wissen über den richtigen Umgang mit herausfordernden Pflegesituationen erhöht das Risiko für unangemessene Reaktionen.
  • Personalmangel: Besonders in stationären Einrichtungen können unzureichende personelle Ressourcen zu einer Vernachlässigung der Pflegebedürftigen und zu Konflikten führen.
  • Interpersonelle Konflikte: Spannungen zwischen Pflegepersonen und Pflegebedürftigen oder innerhalb von Familien können eskalieren.

Auswirkungen von Gewalt in der Pflege

Gewalt hat schwerwiegende Folgen – sowohl für die Betroffenen als auch für die pflegenden Personen. Pflegebedürftige können körperliche und seelische Verletzungen davontragen, die ihr Wohlbefinden und ihre Lebensqualität nachhaltig beeinträchtigen. Pflegekräfte und Angehörige, die Gewalt anwenden, erleben häufig Schuldgefühle, Burnout oder eine Abkehr vom Pflegeberuf.

Präventive Maßnahmen

Um Gewalt in der Pflege vorzubeugen, ist es entscheidend, auf verschiedenen Ebenen anzusetzen. Hier sind einige Schlüsselstrategien:

1. Schulungen und Fortbildungen

Regelmäßige Schulungen für Pflegekräfte und Angehörige sind essenziell. Sie können helfen, Stress besser zu bewältigen, Deeskalationstechniken zu erlernen und den Umgang mit herausfordernden Verhaltensweisen zu verbessern.

2. Unterstützungsangebote

Pflegende sollten Zugang zu Unterstützungsangeboten haben, wie Selbsthilfegruppen, Beratungsstellen oder Entlastungsdiensten. Diese können helfen, emotionale Belastungen zu reduzieren und konkrete Lösungen für schwierige Situationen zu finden.

3. Offene Kommunikation

Ein vertrauensvolles und offenes Gesprächsklima ist wichtig, um Probleme frühzeitig zu erkennen und anzugehen. Sowohl in Familien als auch in professionellen Pflegeeinrichtungen sollte Raum für den Austausch über Sorgen und Herausforderungen geschaffen werden.

4. Stärkung der Rechte von Pflegebedürftigen

Pflegebedürftige müssen über ihre Rechte informiert und ermutigt werden, diese einzufordern. Auch Angehörige und Pflegekräfte sollten sich der Bedeutung einer respektvollen und würdevollen Pflege bewusst sein.

Was tun, wenn Gewalt passiert?

Wenn Sie Zeuge von Gewalt werden oder selbst betroffen sind, ist schnelles Handeln gefragt. Hier sind die wichtigsten Schritte:

  • Sichern Sie die Situation: Sorgen Sie dafür, dass die betroffene Person nicht weiter gefährdet wird.
  • Dokumentieren Sie die Vorfälle: Notieren Sie Datum, Uhrzeit, Ort und Beschreibung der Ereignisse.
  • Holen Sie sich Unterstützung: Wenden Sie sich an eine Beratungsstelle, um professionelle Hilfe zu erhalten.
  • Melden Sie die Vorfälle: In schweren Fällen sollten Sie die Polizei oder andere zuständige Stellen einschalten.

Gemeinsam gegen Gewalt

Pflege sollte immer von Respekt, Würde und Mitgefühl geprägt sein. Gewalt hat in diesem sensiblen Bereich keinen Platz. Durch Präventionsarbeit, Unterstützungsangebote und eine starke Gemeinschaft können wir dazu beitragen, Gewalt in der Pflege zu verhindern und eine respektvolle Pflegekultur zu fördern. Sie sind nicht allein – wir sind hier, um Ihnen zu helfen.

Unterstützung durch "Pflege in Not"

Die Berliner Beratungsstelle "Pflege in Not" bietet ein breites Spektrum an Hilfsangeboten für alle, die mit Gewalt in der Pflege konfrontiert sind. Ob pflegebedürftige Personen, pflegende Angehörige oder professionelle Pflegekräfte – hier finden Sie eine Anlaufstelle.

Angebote von "Pflege in Not":

  • Telefonische Beratung: Anonyme und vertrauliche Gespräche zur Klärung der Situation, zum Sortieren der Probleme und Besprechen möglicher Unterstützungsangebote.   
  • Persönliche Gespräche: Individuelle Beratungstermine vor Ort in Berlin.
  • Präventionsarbeit: Schulungen, Vorträge und Workshops zur Gewaltprävention in der Pflege.

Kontaktinformationen:

  • Telefon: (030) 69 59 89 89
  • E-Mail: pflege-in-not@dwbsm.de
  • Adresse: Bergmannstraße 44, 10961 Berlin

Sprechzeiten:

  • Montag, Mittwoch, Freitag: 10–12 Uhr
  • Dienstag: 14–16 Uhr
  • Donnerstag: 16–18 Uhr
  • und nach Vereinbarung

Ein Anrufbeantworter ist rund um die Uhr erreichbar.

Warum "Pflege in Not"?

Die Mitarbeiter:innen der Berliner Beratungsstelle kennen die Herausforderungen, zu pflegen oder gepflegt zu werden. Sie kennen aber auch die vielen guten Wege, diese Herausforderungen zu bewältigen und Krisen zu überwinden. Sie werden individuell, kostenlos und auf Wunsch natürlich anonym unterstützt!

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